“The Witcher” ist kein “Game of Thrones” Klon

Seit die “Witcher”-Serie vergangene Woche startete, hagelt es Kritik – gute und schlechte. Jetzt kommen Behauptungen auf, die neue Erfolgsserie hätte inhaltlich bei “Game of Thrones” geklaut. Das stimmt so nicht.

*Wer den Artikel in voller Bildgewalt lesen möchte, sollte dazu mein Original auf watson.de zu Rate ziehen.

Die Fantasy- und Mittelalterserie “Game of Thrones” sendete 2011 über HBO ihre erste Folge und löste in kürzester Zeit einen Mega-Hype aus. Seit dem 20. Dezember 2019 hat “Game of Thrones” einen Konkurrenten. Die Netflix-Serie “The Witcher” geht an den Start und sorgt für Wirbel. Da sich beide Serien thematisch überschneiden, werden eilig Vergleiche gezogen. Wer hat die besseren Schauspieler? Wer die coolsten Monster? Wer hat von wem geklaut?

Jetzt werden Gerüchte laut, die “Witcher”-Serie hätte filmisch –und am schlimmsten – inhaltlich – bei “GoT” geklaut. Aber ganz so einfach ist das nicht.

“Witcher” vs. “GoT” – wir erklären:

Mit Blick auf die Filmszene, bei der es kameratechnisch Überschneidungen gibt, sei gesagt: Eine Hommage ist nicht gleich klauen!

Die Szene in der sich Königin Calanthe von Cintra aus dem Fenster stürzt, erinnert wirklich stark an eine Szene aus “GoT”:

–> hierfür bitte auf den originalen Artikel zugreifen

Aber das lag wohl hauptsächlich daran, dass die Regie in beiden Folgen Alik Sakharov übernahm. Die Ähnlichkeit zwischen Prinz Tommens Sprung und dem von Königin Calanthe war wohl gezielt. Ein sogenanntes, wenn auch nicht wirklich gut verstecktes Easteregg.

Inhaltlich klauen? Komplizierter als gedacht:

Die Behauptung “The Witcher” hätte bei “GoT” abgekupfert, ist, pauschal gesagt, falsch. Was nämlich einige dabei vergessen haben: Beide Serien haben eine Buchvorlage und die sind zeitlich entgegengesetzt zu den Serien erschienen.

“‘The Witcher’ bei Netflix ist ein dreister ‘Game of Thrones’-Klon”

Zitat bei “Moviepilot”

Zu dieser Aussage können wir nur sagen: Nö!

Beachtet man das Erscheinungsjahr der “Witcher”-Reihe, an der sich vor allem die “Witcher”-Serie, was Protagonisten und Handlung angehen, gerade zu generisch orientiert, wird man feststellen: Das erste Buch (“Der letzte Wunsch”) erschien 1993. Geschrieben wurden die insgesamt acht Bücher der Saga (inklusive Prequels) vom polnischen Schriftsteller Andrzej (gesprochen Anndschey) Sapkowski.

Das erste Buch der Reihe “Das Lied von Eis und Feuer” von George R.R. Martin erschien 1996. Geht man jetzt also rein chronologisch nach Erscheinungsjahr vor, müsste George R.R. Martin bei Sapkowski abgekuckt haben.

Doch: Beides stimmt nicht!

Es gibt nämlich einen einheitlichen roten Faden, den man in allen großen Fantasy-Geschichten wiederfinden kann.

Der rote Faden lässt sich unter den Phänomenen der “Fantasy Tropes” zusammenfassen. Die “Fantasy Tropes” stehen für wiederkehrende Motive, Charaktere und Handlungsstränge in unterschiedlichen Geschichten.

Typisch für Mittelaltererzählungen sind zum Beispiel Drachen und Riesen. In Punkto Magie ist oft von magischen Schwertern oder selbst-erfüllenden Prophezeiungen die Rede.

Alle kommen sowohl in “Game of Thrones” als auch in “The Witcher” vor.

Das reicht euch noch nicht? Hier der Vergleich:

Cirilla

Arya

Eowyn

–> hierfür bitte auf den originalen Artikel zugreifen

Das hier sind drei berühmte Charaktere, die einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Alle verloren im frühen Alter ihre Eltern und symbolisieren eine starke und kämpferische Weiblichkeit in ihrer Geschichte. Sie setzen sich erfolgreich gegen Männer durch, die sie als Frau beherrschen oder benutzen wollen. Alle drei Charaktere besiegen am Ende ihrer Geschichte einen mächtigen Antagonisten mit dem Schwert.

Ist das jetzt geklaut, abgeguckt oder abgeschrieben?

Nein. Es ist nur ein Beweis für ähnlich geschriebene Heldenmotive, basierend auf den “Fantasy Tropes”. Dass sich Autoren von anderen Büchern und Erzählungen inspirieren lassen, ist generell immer möglich.

Fazit: “Game of Thrones” und “The Witcher” gehören beide ins mittelalterliche Fantasy-Genre. Das bedeutet in beiden treten gleiche oder ähnliche “Fantasy Tropes” auf. Drachen, Prophezeiungen, Zauberer und Anti-Helden finden sich also in beiden Geschichten. Von “Klonen” oder “Klauen” kann hier keine Rede sein.

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