Die Onlinegaming-Szene ist nicht unbedingt für ihren zärtlichen zwischenmenschlichen Umgang bekannt. Wer in einem Gaming-Chat schonmal geflamed (vorsätzlich beleidigt) wurde, weiß: Hier kann es ruppig werden. Flaming ist eigentlich in den meisten Games verboten, so auch bei League of Legends (LoL). Man kann sein Gegenüber melden und manchmal auch sperren, sollten sich die Vorwürfe vermehren. Trotzdem kann es auch außerhalb des Spiels zu Hass kommen.
Die Transgender Profi-Gamerin Maria Creveling, die sich in der Welt von League of Legends nur “Remilia” nannte ist in der Nacht vom 27. Dezember gestorben, so schrieb es ihr Freund auf Twitter. Wie Maria starb, ist nicht bekannt. Richard Lewis, ein e-Sport Journalist und Mitbewohner von Creveling tweetete, dass Maria “friedlich eingeschlafen” sei.
Die erste Transgender Profi-Gamerin Maria Creveling ist auch nach ihrem Tod vor dem Hass nicht sicher.

Warum ist der Hass hier (bei LoL) so groß?
Weil die Diskriminierung in der Produktion (Riot Games) beginnt. Der Hersteller der League of Legends Spiele sorgte seit einem Bericht von 2018 für Diskussionen in der Gamer Community. Der Bericht stammt von Kotaku, eine angesehene Gaming News-Website. Hier wird aufgeschlüsselt, ob und wie auf Riot Games diskriminiert wird.
In dem Bericht erzählte eine Frau die bei Riot gearbeitet hatte, was für sie unmöglich gewesen war: Sie hätte es nicht geschafft eine Frau in einer Führungsposition zu engagieren. Denn ihre Chefs hätten gemeint, manche Bewerberinnen seien “nicht genug Gamer”, andere hätten “zu viel Ego”oder seien “eine Herausforderung”. Übrigens findet sich nichts hiervon in Riots Einstellungsanforderungen.
Die Mitarbeiterin, Lacy, die ihre vergeblichen Anstrengungen beschrieb, eine Frau in hoher Position einzustellen, verließ später die Firma. Sie sei auch persönlich diskriminiert worden und habe sie sich Kommentare ihrer Kollegen gefallen lassen müssen.
Hier einige davon:
“Ist es nicht schwer bei Riot zu arbeiten, wenn man so süß ist?”
“Vermissen dich dein Mann und deine Kinder nicht?”
Kotaku sprach mit 28 anderen ehemaligen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die Lacys Beschreibungen bestätigten oder ähnliches erzählten. Andere sagten, sie hätten von nichts gewusst.
Die “Bro-Kultur” regiert bei Riot
80 Prozent der Mitarbeiter bei Riot sind Männer. Aber hinter geschlossenen Türen, würden nicht nur Frauen diskriminiert, sondern auch Männer, berichtete ein ehemaliger Mitarbeiter. Ihm selbst habe man regelmäßig an die Genitalien gefasst.
Andere Frauen berichteten wiederum, sie hätten ungefragt Bilder von den Genitalien einiger Mitarbeiter via Mail bekommen. Das Problem des Sexismus findet sich nicht nur bei Riot. Es ist ein allgemeines Problem in der Tech-Branche. Eine amerikanische Studie erklärt, warum so viele Frauen in der Tech Branche kündigen. Der Grund: viele Frauen hatten das Gefühl, nicht die gleichen Chancen zu haben oder von Chefs untergraben zu werden.
Bei Riot steht die Meritokratie ganz vorne: Eine Leistungsgesellschaft in der man sich hocharbeitet. Die wird allerdings toxisch und sexistisch, wenn es keine Geschlechter-Parität und Chancengleichheit gibt.
Ein Riot Mitarbeiter sagte:
“Ich glaube Riot ist sehr schnell gewachsen und keine Organisationsstruktur geplant zu haben die Diversität unterstützt schadet uns”
Warum Maria Creveling auch nach ihrem Tot vor Hasskommentaren nicht sicher ist?
Das Problem der Firma gibt es auch bei den Usern. Bewiesen ist: Frauen werden regelmäßig zu Zielen von Hass bei LoL.Wird man während des Spielens geflamed, ist es 320 Prozent unwahrscheinlicher weiterzuspielen, berichtete Riot. Umso schwieriger muss es für Maria Creveling gewesen sein, sich nicht nur als Frau, sondern als Transgender Profi Gamerin zu etablieren und gegen den Hass zu bestehen.
Nachdem Kotaku im Juli 2018 ihren Artikel über Sexismus bei Riot veröffentlicht hatten, richtete Riot eine Seite für Diversität, Inklusion und Kultur ein. In einem Folgeartikel von Kotaku wird jetzt berichtet, Riot hätte Fortschritte gemacht. Unter anderem sei jetzt ein Amt geschaffen, dass die Geschlechter-Parität und Chancengleichheit überwachen werde. In der Firma müsse noch viel getan werden, sagte ein Mitarbeiter zu Kotaku, aber fast alle würden hart an sich arbeiten und an einer Verbesserung der Zustände teilnehmen.
Aber auch in der User-Community muss noch viel geschehen, damit Maria Creveling nicht die letzte Transgender Profi-Gamerin bleibt.
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